Wahltag ist Zahltag und einmal mehr feiert sich die FDP lieber selber, anstatt den bitteren Realitäten ins Auge zu schauen und endlich wieder zu dem zu werden, was sie einst so stark gemacht hat: einer bürgerlichen Partei, die sich für mehr Freiheit und weniger Staat einsetzt. Während die Zürcher Kantonalpartei stolz verkündet, einen 29. Kantonsratssitz zurückerobert zu haben und auf ihrer Website ihre grosse Freude über das Ergebnis der Parlamentswahlen darlegt, ist in Tat und Wahrheit eine weitere wichtige Marke unterboten worden: Nicht einmal mehr 16% der Stimmbürger haben dem Freisinn ihr Vertrauen ausgesprochen – im Vergleich zu dem bereits ernüchternden Resultat von 2003 erneut ein Minus von einem Prozentpunkt. Die Feststellung, dass man dabei sogar einen 29. Sitz zurückerobert habe, kann wohl nur noch durch ein etwas gar ausgedehntes Vorsechseläuten-Apéro-Programms der Parteileitung erklärt werden. Tatsache ist, dass die FDP 2003 29 Sitze erzielt hat und 2007 mit einem Prozent weniger Stimmenanteil ebensoviele. Dass sich eine Vertreterin der FDP während der Legislatur aus der Partei verabschiedet hat, weil ihr diese angeblich zu rechtsbürgerlich geworden sei, lässt allenfalls Fragen betreffend dem Auswahlverfahren der Kandidaten aufkommen, bietet aber sicher keine Grundlage dafür, von einer grossartigen Rückeroberung sprechen zu können.
Schaut man die Verteilung der Stimmen noch etwas genauer an, ist von dem vielbeschworenen Aufschwung der Partei in den urbanen Zentren überhaupt nichts zu erkennen. Vielmehr hat die Partei mit Ausnahme der ländlichen Gebiete, wo sie 2.2% Stimmenanteil hat zulegen können, in sämtlichen Regionen Anteile verloren. Wenn man bedenkt, dass wohl auch das – auch das sei an dieser Stelle noch erwähnt – überraschend gute Resultat der Regierungsratskandidaten nur dank der konsequenten Zusammenarbeit mit der SVP zustande gekommen ist, kann dieses Signal deutlicher nicht sein: hier witterten ehemalige Freisinnige eine Rennaissance der FDP von mehr Freiheit und weniger Staat.
Wenn man den bisherigen Kurs verfolgt, besteht dazu allerdings derzeit wenig Hoffnung. So werden wir wohl auch weiterhin von der FDP immer neue und abenteuerlichere Höhenflüge der Schönrederei vorgeführt erhalten. Nachdem sich schon ein FDP-Kantonsrat verpflichtet sah, nach der Aufdeckung der Missstände im Sozialdepartament der Stadt Zürich den wahren Skandal in der Aufdeckung zu sehen, ist nun wohl wieder die eigene Partei Nutzniesserin der perfektionierten Künste freisinniger Selbsttäuschung.
Was bleibt ist die Hoffnung, dass die Talsohle nunmehr wirklich erreicht ist und der Weg zur eigenen Stärke wieder gefunden werden kann. Die FDP braucht bürgerliche Kräfte jetzt mehr denn je. Damit wir in Zukunft wieder voller Stolz eine FDP-Liste einlegen können und dabei auch wissen, damit für die Freiheit und weniger staatliche Fesseln und Subventionen zu stimmen.